Paris (EZ) | 12. Januar 2015 | Nach dem Anschlag auf die französische Satirezeitung Charlie Hebdo teilten Millionen Menschen auf der ganzen Welt ein von dem Magazin erstelltes Bild mit dem Slogan „Je suis Charlie“ – größtenteils ohne Genehmigung. „Etliche haben das Werk sogar ausgedruckt und öffentlich zugänglich gemacht“, echauffiert sich der Anwalt der Zeitschrift. Mittlerweile ist eine große Pariser Kanzlei beauftragt worden, den vielfachen Urheberechtsverstößen nachzugehen und die Nutzer des Bildes abzumahnen. „Eine gewaltige Aufgabe, nach erstem Kenntnisstand wurde das Werk in nahezu allen Ländern Europas widerrechtlich verwendet. Dazu kommen Menschen aus Nordamerika, weiten Teilen des Nahen Ostens und Asiens,“ so ein Anwalt der Kanzlei. „Da kommt einiges zusammen. Und viel Arbeit auf uns zu.“ Das Bild wurde sehr häufig als Profilbild verwendet, in sozialen Netzwerken geteilt oder ausgedruckt.
Das Bild – eine schwarze Fläche auf dem mit weißer Schrift geschrieben steht: „Je suis Charlie“ (frz., „Ich bin Charlie“) – wurde kurz nach den Anschlägen von letztem Mittwoch von einem Mitarbeiter des attackierten Magazins auf deren Website gestellt. Laut Kanzlei war es aber nicht für den allgemeinen Gebrauch gedacht, „und schon gar nicht, um willkürlich heruntergeladen und wild geteilt zu werden.“
Die widerrechtliche Nutzung wird nun verfolgt. Viele Dutzend Mitarbeiter der beauftragten Kanzlei durchkämmen seit dem Wochenende das Netz und analysieren Fotos von öffentlichen Solidaritätsveranstaltungen, um den Betroffenen auf die Schliche zu kommen. „Nur sehr wenige haben zumindest die Quelle genannt, aber auch hiervon haben die allermeisten keine Lizenz vom Urheber beantragt. Da kommt einiges an Gebühren und Strafen auf die Leute zu.“
Etwaigen Bedenken tritt die Kanzlei entschieden entgegen: „Das Werk erfüllt alle Standards, um als Kunstwerk zu gelten und damit urheberrechtlich geschützt zu sein.“
Deutschen, die in den kommenden Tagen Post von der Kanzlei bekommen, rät die Verbraucherzentrale, ruhig zu bleiben und den Brief dahingehend zu prüfen, ob er auf Französisch verfasst ist. „Im Zweifelsfall werden die Pariser genötigt, den Brief nochmals auf Deutsch zu verschicken – wollen wir doch mal sehen, ob sich der Mehraufwand für die lohnt.“
(JPL/Bild: charliehebdo.fr)