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Patent auf Salamipizza läuft aus – ab morgen darf sie jeder backen

München/Moskau | Darauf haben Millionen Menschen auf der ganzen Welt lange gewartet: Morgen läuft das Patentrecht auf Salamipizza aus. Dann kann jeder sie lizenz- und vor allem straffrei selber backen.

Bislang liegen die Rechte bei einem russischen Milliardär, der sich Anfang der 1990er Jahre die weltweiten Produktions- und Vertriebsrechte an der beliebten »Pizza, belegt mit Salamischeiben« sicherte. Er erwarb sie seinerzeit für geschätzte 200 Millionen Dollar von einem italienischen Konsortium. Morgen endlich laufen die Patentrechte aus. Dann kann jeder die Pizza backen und anbieten, ohne vorher die Lizenz erwerben zu müssen.



Zuletzt wurden dafür teilweise enorme Summen verlangt. Besonders Hersteller von Tiefkühlwaren freuen sich auf den morgigen Tag. »Das Salamipizzageschäft ist für uns eigentlich ein Verlustgeschäft«, sagt ein Sprecher von Dr. Oetker. »Die Rechte verschlingen Unsummen. Wir haben das Produkt vor allem aus Imagegründen im Sortiment, weil der Konsument nun mal Salamipizza mag.« Das ist nun Geschichte. »Dr. Oetker wird die Pizza dann auch deutlich günstiger anbieten können.«

In den letzten Monaten hat der Rechteinhaber allerdings noch einmal kräftig abkassiert: Er ließ Heerscharen von Prüfern durch die Welt schicken und Schwarzbäcker aufspüren. Allein in Deutschland wurden 13.289 Pizzerien, Imbisse und Privatleute abgemahnt. Ein Wiederholungstäter wurde jüngst vom Kölner Landgericht zu einer saftigen Geldstrafe und einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt, weil er seit 2010 immer wieder Salamipizza backte und die dafür fälligen Gebühren unterschlug.

Viele Pizzafreunde behalfen sich bisher mit einem Trick, um der Gebühr zu entgehen, und belegten die Pizza zusätzlich mit Schinken oder grüner Paprika. Diese Variante sei nach Ansicht vieler Rechtsexperten nicht von dem Patent abgedeckt.

Experten sahen das Patent auf Salamipizza ohnehin schon immer zwiespältig. Bereits 1967 wurde gefordert, das Produkt »Salamipizza« zumindest für den Privatgebrauch freizugeben. Der damalige Rechteinhaber, ein Geschäftsmann aus Florenz, verzichtete daraufhin auf die Verfolgung von Privatpersonen, die lediglich für sich oder für einen »überschaubaren privaten Personenkreis« Salamipizza backten.

(JPL/Foto: „Pepperoni pizza“ von User:Apalapala – Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.)


Dies ist ein uralter Artikel, der im Rahmen der »Best of«-Wochen-Monate wieder rausgekramt wurde. Erstveröffentlichung: Oktober 2019.

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