Berlin | Den allermeisten Lesern scheint es ziemlich egal zu sein, wovon ein Artikel – beispielsweise in einer billigen Satirezeitschrift – handelt. Hauptsache, die niedersten Instinkte werden bereits in der Überschrift angesprochen, dann klickt der potenzielle Leser beinahe automatisch auf den Link.
Natürlich steigert ein entsprechendes Bild (siehe oben) sogar noch die Bereitschaft, wertvolle Zeit zu opfern – obwohl dem erfahrenen Leser bereits nach den ersten Zeilen klar ist, dass der dann folgende Text in keinster Weise seinen Informationsstand erweitern wird.
Allein der Umstand, dass das Wort »Sex« in der Überschrift steht, verleitet beinahe jeden dazu, sich diesen Artikel näher anzuschauen. Der Leser, der bis hierhin gelesen hat, weiß allerspätestens zu diesem Zeitpunkt, dass ihm nichts Nennenswertes geliefert wird. Dennoch liest er auch noch diesen Satz zu Ende. Und diesen hier auch noch.
Obwohl bereits frühzeitig darauf aufmerksam gemacht wurde, dass dieser Artikel absolut nichts zum Leben beitragen wird, bleiben bis zu diesem zufällig gewählten Wort – wir nehmen das unerotischste der deutschen Sprache: »Landwirt« – nahezu 100 % aller Leser dran.
Dem Einen oder Anderen wird nun eventuell das Gefühl beschleichen, er würde auf den Arm genommen. Doch obwohl sich vielleicht sogar Wut auf den Autoren des Artikels aufbaut, weil der Verdacht aufkeimt, der Leser würde für dumm verkauft, bleiben fast alle hier.
Alles in allem wird nun den meisten Lesern klar, dass dies ein Artikel ist, der eigentlich keinen Zweck erfüllt. Dennoch werden sie ihn an Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen weiterleiten. Vielleicht, um ihnen zu zeigen, was sich absolut nicht lohnt, gelesen zu werden.
Denkbar ist auch, dass die Leser ihren Unmut über die verschwendete Zeit mittels unflätiger E-Mails an die Redaktion äußern.
(PGA/ Foto: By Certo Xornal from Ribeira, Galicia, España – Anastasia Mayo no espectáculo porno, CC BY 2.0, Link)
Dies ist ein uralter Artikel, der im Rahmen der »Best of«-Wochen-Monate wieder rausgekramt wurde. Erstveröffentlichung: Juli 2011.
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