Ankara/Köln (EZ) | 19. Mai 2014 | Der türkische Premierminister Recep Erdogan wird am Samstag nach Köln fliegen. Anfängliche Kritik verstummte, als heute bekannt wurde, dass er dort keinen Wahlkampfauftritt absolvieren will, sondern vielmehr mit Kölner Spezialisten über Krisenmanagement nach einem verheerenden Einsturz sprechen möchte. Vorige Woche starben hunderte Menschen bei einem Grubenunglück in der westtürkischen Stadt Soma. Die Art und Weise, wie die türkische Regierung und allen voran der Ministerpräsident Erdogan mit dem Unglück umgehen, sorgte im In- und Ausland für Empörung.
Nun wurde am Wochenende bekannt, dass Erdogan am kommenden Samstag in Köln eintreffen wird. Gingen viele deutsche Politiker zunächst von einem Wahlkampfauftritt aus – im August finden in der Türkei Präsidentschaftswahlen statt, zu denen Erdogan sich wahrscheinlich aufstellen lassen wird – mussten die Kritiker heute zurück rudern. Wie das Büro von Erdogan mitteilte, will sich der Regierungschef fachkundigen Rat von erprobten Einsturzexperten in Köln einholen.
Im März 2009 sah sich die Kölner Stadtverwaltung nach dem Einsturz des Stadtarchivs ebenfalls massiver Kritik ausgesetzt; aus diesem Erfahrungsschatz möchte Erdogan offenbar gerne schöpfen, wie aus seinem Umfeld zu hören ist.
Vor allem die Themengebiete „Kommunikation nach einem Unglück“, „Sensibilität nach dem Tod mehrerer Menschen“ und „öffentlich zur Schau gestellte Sachkunde“ interessieren den Ministerpräsidenten demnach brennend.
Nach dem Treffen mit dem damaligen Kölner Bürgermeister Fritz Schramma und anschließendem Kaffee sowie Besuch der Unglücksstelle in der Severinstraße wird Erdogan seine gewonnenen Erkenntnisse sogleich in der Kölner Lanxess-Arena an seinen in Deutschland lebenden Landsleuten ausprobieren.
(JPL/Foto: Senat RP/Polish Senate [bearbeitet; Lizenz: CC BY-SA 3.0 PL])