Redewendungen und ihre Bedeutung: jedes Wochenende erklären wir in leicht verständlicher Sprache Herkunft und weiteres Wissenswertes über gebräuchliche Phrasen der deutschen Sprache. Heute: „Halt die Luft an“ und „Mach dir mal nicht ins Hemd“.
„Halt die Luft an“
Der Ausdruck „Halt die Luft an“ stammt aus dem späten Mittelalter. Damals zählte das Anhalten der Luft zu den am häufigsten gebräuchlichen Vollstreckungsarten in der Deutschen Justiz. Etliche zu Tode verurteilte Straftäter wurden mit dem Befehl, die Luft anzuhalten, hingerichtet. Noch bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde es in insgesamt 14 deutschen Städten vollstreckt, darunter Hamburg, Emden und Mannheim.
Berühmteste durch Luftanhalten hingerichtete Delinquente waren Johann Merstner, Karl-Theo Lupenau, Wilhelm „Der Braten“ Ferdinand und Margarete Lesch.
„Mach dir mal nicht ins Hemd“
Die Redensart „Nun mach dir mal nicht ins Hemd“ kennt jeder. Sie wird häufig gebraucht, um jemandem klar zu machen, dass er keine Angst haben braucht.
Doch woher kommt der Ausdruck „Sich ins Hemd machen“?
Zu Zeiten der großen Armut zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert herrschte im Deutschen Reich eine große Hosenknappheit, da die Rohstoffe zur Herstellung einer damals handelsüblichen Hose verbraucht waren und enorme Engpässe herrschten.
Aus diesem Grunde trugen die Bürger ihre Oberteile und Hemden oft auch unten herum, um ihre Blöße zu bedecken.
Da das An- und Ausziehen der Hemden über die Oberschenkel jedoch als äußerst umständlich und zeitaufwendig galt, vermied man es, sie im Laufe des Tages zu wechseln und versuchte stattdessen, sie so lange wie möglich anzubehalten.
So verbreitete sich bald der gute Rat „Mach dir bloß nicht ins Hemd“ unter den Menschen , da die Folgen fatal gewesen wären und der Betroffene erneut umständlich seinen eingenässten Hosenersatz hätte wechseln müssen, was erneut einigen zeitlichen Aufwand verursacht hätte.
»» Inhaltsübersicht Ausgabe 18/2020 ««