Plötzlich und überraschend ist wieder Weihnachten. Wer dachte, er kommt dieses Jahr um unser besinnliches Weihnachtsgedicht herum, hat sich arg getäuscht. Hier ist es – gratis!
Auch dieses Jahr haben wir wieder alle Kosten und Mühen gescheut und beehren Sie mit dem Gedicht, das wir seit Jahr und Tag zu Heiligabend immer wieder verwerten.
Zu blöd oder zu zu faul zum lesen? Hören Sie sich das poetische Meisterwerk doch einfach an:
Zur Heil’gen Nacht
Am Abend ist’s so friedlich leis’
Die Stadt vom Schnee gehüllt in weiß
Und auch die Straßen sind ganz leer
Ja, viel zu sehen gibt’s nicht mehr
Familien sind schon längst zuhaus’
Und packen die Geschenke aus
Die Stille klingt so sanft und sacht
So ist es nur zur Heil’gen Nacht
Und drüben, dort im kleinen Haus
Da sieht’s auch ganz entzückend aus
Die Kinder spielen unterm Baum
Welch Freude herrscht in diesem Raum
Der Vater trinkt noch ein Glas Wein
Und Mutter bringt die Gans herein
Der Tisch gedeckt, der Opa lacht
So ist es nur zur Heil’gen Nacht
Doch plötzlich klopft es an der Tür
Nanu? Es sind doch alle hier!
Die Kinder schau’n sich strahlend an
Und rufen: „Oh, der Weihnachtsmann!“
Die Mutter stutzt, wer kann das sein?
Und lässt den Unbekannten rein
Der Vater ruft noch: „Nein, Obacht!“
So ist es nur zur Heil’gen Nacht
Der Fremde tritt die Türe ein
Und Mutter hört man gellend schrei’n
Die Kinder schau’n sich ängstlich an:
„Das ist doch nicht der Weihnachtsmann!“
Und weshalb trägt er, wenn auch schlicht,
Die schwarze Maske im Gesicht?
Ein Messer hat er mitgebracht –
So ist es nur zur Heil’gen Nacht
Die Kinder wimmern, als der Fremde
Wortlos fesselt ihre Hände
Und sich nimmt des Opas an
Der sich nur schwer wehren kann
Streckt ihn nieder mit zwei Hieben
Das ging schnell, er plante sieben
Oma kreischt, die Angst erwacht
So ist es nur zur Heil’gen Nacht
Da kommt der Vater angerannt
Mit einer Pfanne in der Hand
Doch eh Vater sein Ziel erreicht
Sieht Mutter, wie ihr Mann erbleicht
Ein Schuss, kaum hörbar, löste sich
Und traf ihn mitten ins Gesicht.
Der Baum bremst seinen Sturz, es kracht –
So ist es nur zur Heil’gen Nacht.
Die Kinder, so ergibt es sich,
weinen laut und bitterlich.
Während sie um Vater trauern
Und sich aneinanderkauern
Wird die Gans so langsam kühl
Und geht unter im Gewühl.
Ein Schuss ertönt, die Uhr schlägt Acht
So ist es nur zur Heil’gen Nacht
Es fängt erneut zu schneien an
Die Nachbarn feiern nebenan
Besinnlich sitzen sie zusammen
Der Kamin wirft eifrig Flammen
Welch ein wunderschöner Abend!
So verzückend und erlabend!
Hier wurd‘ niemand umgebracht –
Langweilig, zur Heil’gen Nacht.
Benjamin Veldhousen (1810-1812)
Das Gedicht wurde vertont und eingesprochen von: Sebastian Pertsch.
(Foto: By Petritap – Own work, CC BY-SA 3.0, Link)