Athen (EZ) | 6. Juli 2015 | Die gestrige griechische Volksabstimmung ist ungültig. Wie heute bekannt wurde, haben die Griechen nicht über die Sparauflagen der EU abgestimmt, sondern sich mit knapp 62 Prozent für ein Nein zur Homo-Ehe entschieden. Schuld sind in der Eile falsch gedruckte Wahlscheine sowie tausende überforderte Wähler.
„Ich hatte immer gedacht, es geht um die Homo-Ehe“, so ein griechischer Wähler gestern Abend, kurz nach Schließung der Wahllokale. „Die Regierung sagte ja bloß, wir sollten Nein ankreuzen. Ich wusste nicht, dass es um die Sparauflagen der Gläubiger und die Griechenlandkrise geht.“
So wie ihm erging es der Mehrheit der griechischen Bevölkerung. Selbst auf zahlreichen Stimmzetteln stand in vielen Walhlokalen die Frage „Möchten Sie, dass die gleichgeschlechtliche Ehe nach irischem Vorbild auch in Griechenland durchgesetzt wird?“
Eine Griechin und Homo-Ehe-Gegnerin zeigte sich entsetzt, nachdem sie erfuhr, worüber tatsächlich abgestimmt wurde. „Ich hätte doch nie im Leben Nein angekreuzt!“
Premierminister Tsipras, gestern Abend noch als großer Sieger gefeiert, stellte heute Vormittag mit Ernüchterung fest, dass ein Referendum mit nur einwöchiger Planungszeit vermutlich „nicht die beste Idee war“. Er wolle die Ergebnisse nun in Ruhe analysieren („ich habe nichts gegen die Homo-Ehe“) und möglichst bald eine neue Volksabstimmung mit mehr Vorlaufszeit organisieren.
Finanzminister Varoufakis erklärte unmittelbar nach Bekanntwerden des peinlichen Vorfalls seinen unverzüglichen Rücktritt.
(JME/Foto: Lorenzo Gaudenzi – Eigenes Werk. [Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons]